Spuren des Geistigen: 1979–1996

Er legt die Schablonen, mit denen er seit Anfang der 1970er-Jahre gearbeitet hat, beiseite und setzt fortan auf die künstlerische Handschrift, die menschliche Spur. Dabei wendet er sich nicht nur den schriftähnlichen Zeichen, Kürzeln, Chiffren und gestischen Pinselspuren zu, sondern legt mit seinem Pinsel gleich einem Archäologen auch die ursprünglichen Relationen und Bedeutungen der Schriftzeichen frei. ›Die Buchstaben des Lebens‹ sind ein Schlüsselwerk dieser Auseinandersetzung mit den Ursprüngen des Wortes. Fink schreibt auf jedes Blatt den Namen des Buchstaben, das Bild von dem sich sein Aussehen herleitet, seinen Zahlenwert und außerdem lyrische Assoziationen, wie zum Beispiel: »Aleph – Haupt des Stieres – Eins/Ich – Träne Same – Nichts«. Laut jüdischer Mystik sind die Buchstaben des hebräischen Alphabets die Bausteine der Schöpfung.
In seiner aus zwölf Blättern bestehenden Serie ›Roots – Woher wir kommen‹ thematisiert Fink mit übermalten Abbildungen von Felszeichnungen, Tontafeln, Papyri und anderen Quellen eine Art imaginäre Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Seine ›Kreuzkleider‹ sind nicht nur aus (Heiligen) Schriften aufgebaut, sondern mit menschlichen Spuren, graffitigleich übersät. Es geht um Rückbindungen an die schriftlichen Quellen der Bibel, um Schichten der Überlieferung und um ›Zuschreibungen‹.
Durch die Auseinandersetzung mit der Menschenspur kehrt ab 1985 auch der Mensch wieder zurück in seinen Bilderkosmos. Es entstehen Aktzeichnungen, der Zyklus ›Memento Homo‹ und der siebenteilige Zyklus ›Schmerz‹. Seine Zyklen ›Erinnerungen an die Erde‹ und ›Rest der Welt‹ fassen nochmals Felder, Steinritzungen und Strukturen in zeichenhafter Verkürzung in geometrisierende Formen, bevor er sich im Aquarell in einer freieren Malweise übt.