Josef Fink (1941–1999)

Josef Fink wird als zweites von vier Kindern am 11. Dezember 1941 in Ebersdorf bei Gnas in der Oststeiermark geboren. Während seiner Schulzeit wird er mit der spätexpressionistischen Kunstauffassung seines Lehrers Gustav Seiß, einem Schüler Karl Schmidt-Rottluffs, konfrontiert. 1961 tritt er in das Priesterseminar in Graz ein. Es entstehen zahlreiche Ölbilder, Monotypien und Grafiken mit religiöser Thematik. Im Jahr darauf beginnt das Zweite Vatikanische Konzil, dessen Aufbruchstimmung Fink nachhaltig prägt. Er unternimmt zahlreiche Reisen, deren Eindrücke er in Grafikmappen verarbeitet. Anfang des Jahres 1965 stirbt sein Vater.
Am 10. Juli 1966 wird er zum Priester geweiht. Fink ist von September 1966 bis 1968 als Kaplan in Irdning in der Obersteiermark tätig. Er erhält eine größere Einzelausstellung im Französischen Institut in Graz und organisiert seine erste Malerklausur in Irdning.
Von 1968 bis 1970 ist Fink Kaplan in Deutschlandsberg. Er beginnt seine journalistischen Tätigkeiten, anfangs für die ›Weststeirische Rundschau‹, später für die ›Kleine Zeitung‹ und die Jugendzeitschrift ›Die Wende‹. In der Dynamik von 1968 und im Sog von Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils nimmt Fink immer öfter gesellschafts- und kirchenkritische Positionen ein. 1970 erbittet er sich eine Freistellung von seinen priesterlichen Tätigkeiten, um ein Studium an der Akademie für angewandte Kunst absolvieren zu können. Sie wird ihm von Bischof Johann Weber für zwei Jahre gewährt.
Nach seiner Rückkehr aus Wien ist Fink von September 1972 bis 1975 Kaplan in Graz-Kalvarienberg. Die Zeit für künstlerische Arbeiten findet er fast nur noch während seiner jährlich stattfindenden Malerklausuren. 1974 kann er im Bildungshaus Mariatrost die Kapelle gestalten.
Am 4. November 1975 wird er mit der Gründung des Kulturzentrums bei den Minoriten beauftragt. Im Jahr darauf bekommt er den Kulturjournalisten Harald Seuter als ›weltlichen Leiter‹ zur Seite gestellt, mit dem er das Kulturzentrum 20 Jahre lang gemeinsam leitet. Im April 1976 wird sein erster Film ›Das Kreuz ist kein Zierrat‹ im Fernsehen ausgestrahlt. Zwei Jahre später lernt er den Filmemacher Jos Rosenthal kennen, mit dem er in den nächsten zehn Jahren über 20 weitere Filme dreht. Bei Dreharbeiten im Negev entdeckt Fink 1979 verwitterte nabatäische Schriftzeichen, die eine radikale Zäsur in seinem künstlerischen Werk bewirken. Er beendet die abstrakt-konstruktive Phase und betont in seiner Malerei wieder die eigene künstlerische Handschrift. Außerdem beginnt die Fotografie einen größeren Stellenwert in seinem Schaffen einzunehmen. Im selben Jahr wird Fink auch Mitglied im PEN-Club und im Steirischen Schriftstellerverband.
1982 belebt Fink seine Malerklausuren wieder und stellt sie unter das Motto ›Meditation‹. Ab 1983 arbeitet man unter verschiedenen Themenstellungen abwechselnd auf Schloss Poppendorf oder in Israel. 1984 kann Fink die Kapelle des Behindertenzentrums im Hirtenkloster gestalten. Im selben Jahr wird er zum Mitglied der Diözesankommission für Liturgie berufen und damit Mitentscheider für Sakralkunst in der steirischen Diözese.
Fink kann mehrmals in Israel und Österreich ausstellen und 1989 eine weitere Kapellengestaltung, jene im Aloisianum, ausführen. Im darauffolgenden Jahr entsteht mit dem Werk ›Ich werde meinen Geburtsschrei hören und ertrinken in Tanz‹ die Vorarbeit für eine weitere Sakralraumgestaltung. Das mehrteilige Werk findet 1990 seine räumliche Umsetzung in der Aufbahrungshalle St. Veit.
1991 hält er das erste Mal eine Künstlerklausur in Israel ab. Aus Anlass seines 50. Geburtstags erhält er Ende des Jahres eine große Werkschau im Stadtmuseum Graz, dem er infolge einen repräsentativen Querschnitt seiner Werke schenkt.
Das Jahr 1996 bedeutet eine einschneidende Zäsur für Fink. Harald Seuter verlässt das Kulturzentrum im Unfrieden. Am 12. September stirbt die Mutter. Auf der ›Meditation '96‹, die eine Annäherung an die Stadt Jerusalem versuchte, holt er sich durch die wund gelaufenen Füße eine Infektion, die nicht fachgerecht behandelt wird. Ende des Jahres muss er sich jedoch aufgrund der Infektion zwei Zehen amputieren lassen. Im Laufe des Jahres 1997 verschlechtert sich sein Zustand zunehmend. Er muss mehrere Monate im Krankenhaus verbringen. Um den Jahreswechsel 1998 wird sein Zustand lebensbedrohlich und es werden ihm beide Unterschenkel amputiert. Die Bilder der folgenden Monate wie ›Post Festum (Nach der Säge)‹ oder ›Tenebrae‹ zeugen von einem verzweifelten Ringen mit dem Schicksal. Unter Schmerzen und im Ringen mit sich und seinem Gott lernt er in monatelanger Rehabilitation mit Prothesen zu gehen. Mit den gesundheitlichen Fortschritten kehrt auch seine Schaffenskraft wieder. Für Ende 1999 plant er eine große Gruppenausstellung über das Himmlische Jerusalem. Er fertigt sein spätes Hauptwerk an: ›Jerusalem ist eine Hafenstadt am Ufer der Ewigkeit‹. In der Nacht des 29. November stirbt Josef Fink.