Letzte Bilder: 1998–1999

Der Schmerz und die Unfassbarkeit des Erlittenen finden ihre künstlerische Verarbeitung in Finks wohl intensivster Arbeit: ›Post Festum‹ – nach der Säge. In blutrote Farben getränktes Hadernpapier erweckt den Eindruck von Tüchern, die um das offene Fleisch gewickelt waren. Der Anblick ist schwer zu ertragen. Hier hat einer mit seinem Schicksal gekämpft und mit seinem Gott bis aufs Letzte gerungen. Leuchtend rote Farbspuren- und schlieren, die in expressiver Geste über eine rotbraune Oberfläche geschleudert sind. Die kalligrafischen Kürzel früherer Bilder werden zu schreienden Leidensspuren.
Es sind unfassbar schwere Zeiten, die sich in Finks Bildern manifestieren. Wochenlange Aufenthalte im Krankenhaus und in der Rehabstation führen schließlich dazu, dass er mit Bein-Prothesen wieder gehen lernt. Dass die Dunkelheit von Licht durchbrochen werden kann zeigt auch eine seiner letzten Bilderserien. Eine Sphäre glänzenden Goldgelbs scheint unter einer braunen Oberfläche zu liegen und sich durch Risse und Brüche den Weg zu bahnen. Das Licht tritt in Kreuzform in Erscheinung. Oder als Woge, die auf das weiße Blatt Papier schwappt, wie in seinem Zyklus ›Die Schöpfung singt‹.
Als Beitrag für die von ihm geplante große Gruppenausstellung über ›Das Himmlische Jerusalem‹ fertigt Fink im August 1999 seinen zwanzigteiligen Zyklus ›Jerusalem ist eine Hafenstadt am Ufer der Ewigkeit‹ an. Die einzelnen Blätter in Öl und Aquarell gleichen archäologischen Grundrissen, die golden durch die Schichten der Überlieferung schimmern. Manche Spuren sind verwischt, manche klar erkennbar. Noch unklar und verworren ist die kommende Heimstadt, doch schimmert sie schon golden in Finks Bildern.